Viele von uns haben entweder von der Verschlechterung der zeitgenössischen Musik gehört oder sich selbst ausgesprochen. Die Titel der Top-Charts werden jedes Jahr weniger ausdrucksstark und einander ähnlicher, und das Internet ist mit endlosen „Cadillacs“ und „Fendi Hoodies“ überflutet. Es stellte sich heraus, dass dies keine rückläufige Täuschung ist, sondern vor relativ langer Zeit von der Wissenschaft bestätigt wurde.
Reichtum
Wissenschaftler des Forschungsinstituts für künstliche Intelligenz in Barcelona führten bereits 2012 eine groß angelegte Studie durch, in der die Veränderungen in der populären westlichen Musik von 1955 bis 2010 analysiert wurden. Sie verwendeten die Million Songs-Datenbank, in der fast 500.000 Titel mithilfe statistischer Algorithmen ausgeführt wurden. Die Hauptparameter für die Studie waren harmonische Komplexität, Klangfarbenvielfalt und Lautstärke.
Die Klangfarbenvielfalt setzt sich aus der Anzahl der verwendeten Instrumente und dem Stimmumfang zusammen. Ganz einfach, es charakterisiert die „Tiefe“ und den „Reichtum“ der Arbeit. Es stellte sich heraus, dass in den letzten Jahrzehnten die Klangfarbenvielfalt in der Popmusik spürbar abgenommen hat.
Originalität
Eine verminderte Originalität wurde ebenfalls statistisch nachgewiesen. Die meisten modernen Tracks basieren auf fast der gleichen Kombination aus Keys, Drum Machine und Sampler. Von besonderem Interesse unter Wissenschaftlern war der sogenannte „Schrei der Jahrtausendwende“. Hunderte von Künstlern verwenden den gleichen Übergang vom fünften Grad der Dur-Tonleiter zum dritten und zurück zum fünften. Meistens wird diese Kombination von den Worten „Wow, wow“ begleitet.
Diese Technik ist eine der einfachsten Formen von sogenannten Haken. Hierbei handelt es sich um musikalische und vokale Algorithmen, mit denen Sie die Komposition wieder hören können. Haken können grob als negativ und positiv eingestuft werden.
Positive zeichnen sich meist durch einen spürbaren, aber nicht scharfen Unterschied zur Grundharmonie, Originalität und genau kalibrierten Wiederholungszeiten aus. Beispiele für positive Hooks sind der Verlust in dem Song In meiner Zeit des Sterbens Led Zeppelin oder das Wort Yesterday in dem gleichnamigen Paul McCartney-Song.
Negative Haken zeichnen sich durch möglichst viele unangemessene Wiederholungen und eine primitive Struktur aus. Meistens nehmen sie die Form an, für die der Begriff Ohrwurm oder Gehirnwurm geprägt wurde – Ohr- oder Gehirnwürmer. Zum ersten Mal wurden solche Namen in Desmond Bagleys Kurzgeschichte „Free“ von 1978 verwendet. Ein mit solchen „Würmern“ gesättigtes Lied bleibt lange im Kopf, wird in kurzer Zeit bekannt und lässt Sie die Komposition immer wieder anhören. Das Gehirn ist so konzipiert, dass es in den meisten Fällen nicht alles Neue mag, da für seine Wahrnehmung und Assimilation viel mehr Ressourcen benötigt werden als für dieselben Aktionen mit bekannten Phänomenen.
— Siehe auch: Steven Slate Audio – VSX —
In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl der negativen Hooks in der Popmusik exponentiell gestiegen. Dies ist auf Änderungen in den Zugangstechnologien zurückzuführen. Früher verwendeten sie analoge Medien, die Leute hörten genauer zu und der Kampf um die Aufmerksamkeit zwischen den Labels war nicht so akut. Die Menschen haben jetzt sofortigen Zugriff auf Millionen von Songs, und die Produzenten müssen sofort und so effizient wie möglich auf sich aufmerksam machen, damit der Verbraucher nicht so lange wie möglich vorwärts blättert, sondern im Idealfall wieder zurückkommt. Diese Tendenz zu hohen Werten hat auch zur Primitivierung und erhöhten Ähnlichkeit einer großen Anzahl populärer Tracks geführt.
Texte
Die Vielfalt der Poesie hat ebenfalls abgenommen. Die Forscher wendeten den Flash-Kincaid Readability Index auf die Texte populärer Songs an, die von 2005 bis 2014 geschrieben wurden. Der Algorithmus zeigt die Komplexität der Wahrnehmungsarbeit und misst die literarischen Fähigkeiten. Während des ausgewählten Zeitraums sank der Indexwert um einen halben Punkt, die Anzahl der Wiederholungen derselben Wörter nahm zu und die Texte selbst wurden kürzer.
Einer der Gründe – die Urheberschaft der meisten Hits der Welt der letzten zwanzig Jahre liegt bei zwei Personen – Max Martin und Lukasz Gottwald. Sie haben für Britney Spears, Taylor Swift, Justin Bieber, Katy Perry und viele mehr geschrieben.
Volumen
In den letzten Jahrzehnten wurde bei der Tonaufnahme sehr häufig eine einfache und sehr effektive Technik verwendet – die Lautstärke durch Komprimierung zu erhöhen, dh den Unterschied zwischen den lautesten und leisesten Tönen zu verringern. Diese Methode ermöglicht es Ihnen, die Aufmerksamkeit des Hörers länger zu behalten, macht jedoch die gesamte Komposition weniger ausdrucksstark. Schlagzeugteile fallen weniger auf und Klangfarbenunterschiede werden ausgeglichen.
— Siehe auch: Soundkarten und Vorverstärker von Focusrite Pro —
Die Gründe
Wie ist es passiert? Natürlich wollte niemand die Qualität der Musik verringern, um die Bevölkerung zu trüben. Die Gründe für die Verschlechterung sind hauptsächlich marktbasiert. Die globale Abwertung hat zu einem Anstieg der Kosten aller Projekte geführt, auch im Mediensektor. Im Anschluss an die Kosten erhöhten sich auch die Risiken. Große Labels verwenden eine Menge Arbeitsstunden und Ressourcen, um das durchschnittlichste Produkt zu entwickeln, das die große Mehrheit der Menschen anspricht, und sie verwenden immer wieder bewährte Methoden. Daher die endlose Wiederholung, eine Abnahme der Tiefe und des Ausdrucks. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass alle Musik erniedrigend ist. Dies sind nur kommerzielle Projekte. Dank des Internets hat das Gebiet der unabhängigen Musik einen starken Durchbruch erzielt, der es vielen talentierten Musikern ermöglicht hat, ihre Arbeit Millionen von Menschen zu zeigen – was für die meisten von ihnen vor 15 Jahren unmöglich war.
Also verzweifle nicht
